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Was Frauen wollen

Was Frauen wollen

Der Kampf für mehr Gleichberechtigung geht in die nächste Runde: Am 8. März ist der internationale Frauentag. Inhaltlich steht der Tag in diesem Jahr unter dem Motto "Wer Fachkräfte sucht, kann auf Frauen nicht verzichten!“. Passend zum Tag äußern sich heute Gaby Schön, Selina Oesterling, Mareike Stremme, Nikola Ohlen und Laura Selinger stellvertretend für alle kommunikatörinnen zum Thema. Im Gespräch geht es um Quoten, Vorurteile und die Angst vor starken Frauen.
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Auch mehr als hundert Jahre nach dem ersten Frauentag, der am 19. März 1911 stattfand, leben wir noch immer in überwiegend patriarchalen Strukturen. Frauen übernehmen auch im Jahr 2023 noch immer einen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit und werden in der Lohnarbeit weiterhin schlechter bezahlt. Jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. Frauen brauchen und wollen Gleichberechtigung, nicht nur auf dem Papier. Sie wollen gleiche Chancen, gleiche Löhne, gewaltfreie Beziehungen und faire Arbeitsbedingungen.

Und sogar beim Thema Gesundheit, dem Hauptarbeitsfeld der kommunikatöre, stehen Frauen oft schlechter da. Ein Grund: In der Vergangenheit wurden Medikamente fast immer gleichermaßen für Männer und Frauen verschrieben. Nun aber weiß man: Je nach Geschlecht braucht es andere Dosen. Für Frauen hat das mitunter fatale Folgen. Dass Medikamente unterschiedlich wirken, hat mit den Geschlechtschromosomen (Mann: XY, Frau: XX) zu tun. Diese bestimmen unter anderem das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel oder die Verdauung.

Gleichberechtigung bedeutet in diesem Zusammenhang eben nicht, Frauen wie Männer zu behandeln, sondern auf die speziellen Bedürfnisse einzugehen. Auch in diesem Feld gibt es noch viel zu tun.

 

Womit wir mitten im Thema sind. Was denken die fünf befragten kommunikatörinnen über den derzeitigen Stand der Gleichberechtigung?

Mareike: „Ich denke, man muss das differenziert betrachten. Es ist schon viel für Frauen erreicht worden. Schlimm ist aber, dass es in manchen Bereichen oder in manchen Orten auf der Welt schon wieder eine Rückentwicklung gibt, was die Rechte von Frauen betrifft.“

Selina: „Ich sehe auch, dass wir in Deutschland ziemlich privilegiert sind. Im Gegensatz dazu gibt es Länder, in denen es Mädchen noch nicht einmal erlaubt ist, zur Schule zu gehen.“

Nikola: „Mein Gefühl ist schon, gleichberechtigt zu sein. In meiner Blase ist das jetzt nicht so ein Thema. Wenn es um ungleiche Löhne geht, bekomme ich das meistens auch erst mit, wenn solche Zahlen und Statistiken mal wieder veröffentlicht werden.
Aber ich stimme meinen Vorrednerinnen zu: Wenn man die Nachrichten hört, erschrecke ich regelmäßig. Vieles finde ich völlig absurd. Zum Beispiel die Abtreibungsdebatte in den USA.“

 

Die Frauenquote ist da. Bis Ende 2025 muss in den Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mindestens eine Frau sitzen, wenn dieser Vorstand mehr als drei Mitglieder hat. Ist die Frauenquote also das Mittel für mehr Gleichberechtigung?

Laura: „Ich finde, dass die Kompetenz im Vordergrund stehen sollte und nicht die Frage, ob Frau oder Mann.“

Nikola: „Ja. Und vielleicht fühlen sich manche Frauen ja auch unwohl, wenn sie wissen, dass sie über eine Quote in ein Gremium gelangt sind und nicht vorrangig über ihre Leistung.

Selina: „Es gibt aber bestimmt auch Unternehmen, in denen Frauen ausdrücklich nicht in Führungspositionen erwünscht sind. Dort ist eine Quote sicherlich sinnvoll.“

Mareike: „Eventuell ist diese Regelung über eine Quote ja ein guter Übergang. Eines Tages wird dann vielleicht weniger nach Geschlecht ausgewählt. Weil Männern nicht mehr automatisch eine größere Kompetenz zugesprochen wird.“

Nikola: „Diese komischen Vorurteile, dass Männer Dinge besser können, kommen aber auch von Frauen. Vielleicht ist eine Quote aber auch wichtig, weil man dann eben sieht, dass Frauen ebenso gut führen können wie Männer. Und wer weiß? Vielleicht braucht es dann in Zukunft keine Quote mehr.“

Gaby: „In Unternehmen mit sehr hohem Männer-Anteil kann es allerdings schwierig sein, eine vorgegebene Frauenquote auf Vorstandsebene zu erfüllen. Hier gilt es, Mädchen zum Beispiel von Anfang an für MINT-Fächer zu begeistern, um auf lange Sicht den Frauenanteil erhöhen zu können.“

Das Thema Frauengesundheit nimmt einen großen Platz im Arbeitsalltag der kommunikatöre ein. Wir holen Themen wie Verhütung, Wechseljahresbeschwerden oder vaginale Gesundheit aus der oft schambehafteten Ecke und bereiten diese für medizinische Fachkreise und Frauen auf. Bei dieser wichtigen Aufklärungsarbeit unterstützt uns der „Fraueninformationsdienst Deutschland“. Dieser agentureigene Dienst übernimmt die wichtige Presse- und Informationsarbeit.

Mehr Informationen: www.fraueninformationsdienst.de

Mit Sabine Frieg haben die kommunikatöre auch eine weibliche Geschäftsführerin. Spielt das irgendeine Rolle im Arbeitsalltag?

Gaby: „Ja, aber das liegt nicht daran, dass Sabine eine Frau ist, sondern an ihrer wahnsinnig empathischen Art.
Also für mich spielt die Persönlichkeit eines Menschen eine größere Rolle als die Frage nach dem Geschlecht.“

(einvernehmliche Zustimmung aus der Runde; Anm. d. Redaktion)

 

Welche Dinge des Alltags sollten oder müssen mit Blick auf die Gleichberechtigung von Frauen noch verbessert werden?

Mareike: „Spontan fällt mir das Themen Kinderbetreuung und Kindererziehung ein.“

Gaby: „Häufig ist es ja noch so: Sobald eine Frau eine starke Meinung hat und Männern damit inhaltlich widerspricht, muss sie sich auf fiese Kommentare gefasst machen. Umgekehrt gibt es so etwas seltener“.

Selina: „Und als Frau wird man immer noch sexualisiert. Frauen können sich nicht wie Männer oben ohne zeigen. Frauen müssen sich dann blöde Sprüche anhören und werden immer noch ungefragt kommentiert. Das finde ich schlimm.“

Laura: „Dazu muss man aber auch sagen, dass diese Kommentare nicht nur von Männern kommen. Auch Frauen machen so etwas leider.“

 

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